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Grönland
Eine Traumreise im Sommer 2002

von Andreas Görlach

Freitag, der 19.07.02: Jetzt ist es endlich soweit. Mein Traumurlaub kann beginnen. Dabei ist es eigentlich eine Notlösung. Ich wollte eigentlich mit Wikinger nach Südafrika reisen. Die Reise war jedoch wegen Nichterreichens der Mindestteilnehmerzahl nicht zustande gekommen. Also entschied ich mich kurzfristig für Grönland. Von Grönland hatte mir schon ein weitgereister Bekannter vorgeschwärmt, der weit in der Welt herumgekommen war, nach dessen Meinung Grönland aber das schönste Reiseziel gewesen war. Außerdem hatten mich mehrere Berichte in Fernsehen und Zeitungen überzeugt. Das Ulrich, den ich vor zwei Jahren während meiner Nepal-Reise kennen gelernt hatte und mit dem ich schon voriges Jahr einen Bergurlaub in der Schweiz verbrachte, ebenfalls mit Wikinger nach Grönland reiste, erleichterte meine Entscheidung.

Um 12:00 Uhr holt mich meine Freundin Gaby ab, um mich zum Bahnhof nach Köln-Deutz zu bringen. Unterwegs holen wir noch Ulrich in Overath-Steinenbrück ab. Um 13:21 Uhr fährt unser Zug zum Flughafen-Bahnhof nach Düsseldorf. Wir checken auch dann direkt am Flughafen-Bhf ein. Die Angestellte ist etwas verwundert als sie das Ziel "Kangerlussuaq" liest. Sie weiß weder wo das liegt noch das internationale Kürzel. Da wir noch genügend Zeit haben, sehen wir uns erst einmal auf dem Düsseldorfer Flughafen um und trinken noch etwas in einem Cafe. Durch den Sommerferienbeginn ist viel los auf dem Flughafen. Wir halten auch Ausschau nach einer Mitreisenden, die ebenfalls in Düsseldorf zusteigen soll.

Um 17:05 geht´s dann mit SAS erst mal nach Kopenhagen. Der Flughafen stellt sich sehr gepflegt dar, Parkettfußboden und schöne Ladenzeilen. Hier treffen wir auch Ulla, unsere Mitreisende aus Düsseldorf. Wir schauen uns auch nach den anderen 10 Mitreisenden um. Leider ohne Erfolg, da in der Abfertigung nach Kangerlussuaq mehr oder weniger jeder in Outdoorklamotten sitzt. Der Flug nach Grönland startet dann um 20:00 Uhr. Mich wundert, dass an Bord soviel getrunken wird. Es werden Unmengen von Bier und Cocktails von den Mitreisenden (ich glaube Dänen) vertilgt. Als ich die Preise für Alkoholika in Grönland erfahre, weiß ich warum. Ulrich und ich halten uns zurück. Das Abendessen ist im Vergleich zu LTU und Condor wirklich spitze. Während des Fluges ist kurzzeitig das grönländische Inlandeis zu sehen. Meistens versperrt aber eine dichte Wolkendecke die Sicht.

Um 20:40 Ortszeit (MEZ -4 Std), oder sogar etwas früher, landen wir in Kangerlussuaq. Kangerlussuaq, das übersetzt "der lange Fjord" bedeutet, ist kein Ort, sondern der Flughafen des Landes schlechthin. 90% aller Grönlandreisenden von und nach Grönland kommen hier an. - Am Flughafen erwartet uns schon unser Reiseleiter Guido. Nach kurzer Zeit sind wir komplett und holen unser Gepäck am Gepäckband ab. Es kommt sehr schnell und ist auch zum Glück vollständig. Dann wird unser Gepäck verladen und zu unserem ersten Basiscamp gefahren. Wir selber wandern ca. drei Stunden vom Flughafen zu unserem Camp. Gleichzeitig macht sich parallel zu uns eine Gruppe von Hauser Excursionen auf den Weg. Diese Gruppe soll uns die nächsten zwei Wochen begleiten. Kangerlussuaq zeigt sich nicht von der schönsten Seite. Es ist ein ehemaliger amerikanischer Militärflughafen und die Häuser darum herum sind ausschließlich in Containerbauweise erstellt. Die Landschaft zum Camp zeigt sich sehr karg und hügelig. Es fällt mir sofort ein Berg auf, der wie der Zuckerhut in Rio aussieht. Und er heißt tatsächlich Sugar Loaf. Am aufregensten ist jedoch für mich, dass es nicht dunkel wird. Es ist bereits weit nach Mitternacht aber immer noch hell. Ich habe zwar schon von der Mitternachtssonne gehört, bin jetzt aber doch sehr überrascht. - Im Camp werden wir von Guido erst einmal in den Zeltaufbau eingewiesen. Nachdem die Zelte aufgebaut sind, trinken wir noch einen Tee im Küchenzelt und kriechen dann in unsere Schlafsäcke. Es ist mittlerweile kurz vor drei (in Deutschland bereits kurz vor sieben) und ich schlafe sofort ein.

Samstag, der 20.07.02 - Ich werde schon um 4:00 Uhr wach, habe also gerade mal eine Stunde geschlafen. Es liegt wohl an der Zeitverschiebung und der ungewohnten Umgebung. Um 9:00 Uhr gibt´s dann endlich Frühstück. In den nächsten zwei Wochen gibt es hauptsächlich Müsli (Beeren- und Knuspermüsli), Cornflakes und als Zugabe Brot mit Süßem. Zu trinken gibt´s Kaffee und Rooibush-Tee. Nach dem Frühstück (und Abwasch) stellen wir uns alle erst mal gegenseitig vor. Dann packen wir unsere Rucksäcke für die Zwei-Tagestour zum Inlandeis. Da es keinen Gepäcktransfer gibt, müssen wir unsere Siebensachen nebst Zelt, Sturmkocher und Verpflegung selber schleppen.

Es geht erst mal durch weite Sandflächen, das Sandflugtdalen, zu unserem Mittagshügel. Dies ist eine Hügelgruppe, die aus der weiten ausgeschwemmten Ebene herausragt. Hier ist es sehr windig und damit auch kalt. Aus der Ferne sehen wir nun auch häufiger Moschusochsen. Nach ca. 12 km Fußmarsch stehen wir schier überwältigt vor der Abbruchkante, dem Russels-Gletscher, einer bis zu 75m hoch aufragenden Eiswand, von der ständig Eis abbricht, weshalb hier Vorsicht geboten ist. Es ist eine bizarre Eislandschaft, die teilweise in hellblauen Tönen schimmert. Eine imaginäre Linie markiert mit weißen Sticks darf nicht überschritten werden. Einige leichtsinnige Touristen tun es dennoch und ziehen damit den Zorn der Mitarbeiter des Tourismusbüros auf sich.

Direkt vor der Abbruchkante des Inlandeises schlagen wir unser Camp auf. Das Abendes-sen nehmen wir in einer geschützten Felsnische ein. Es sind Trekkingfertiggerichte. Die Currysuppe von Rapunzel ist absolut ungenießbar und landet in der Botanik. Die Fertignahrung teile ich mit Eva und Ralf. Leider ist auch das nicht der Renner, da wir mit der Dosierung des Wassers auf Kriegsfuß stehen. Das Geschirr wird ganz abenteuerlich mit Moosen und Gräsern gereinigt. Aber der hervorragende Ausblick auf die Abbruchkante des Inlandeises entschädigend für alle Mühen. Immer wieder lösen sich große Brocken von der Abbruchkante und stürzen donnernd in den vorbeifließenden Fluss. Die ganze Nacht hören wir wie bei einem Gewitter die Bewegungen des Eises. Um ca. 1:30 Uhr schrecke ich aus dem Schlaf als eine ganze Donnerorgie niedergeht.

Sonntag, der 21.07.02 - Nach einer kalten Nacht und dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zurück nach Kangerlussuaq. Es ist ein wunderschöner Morgen und wir genießen noch immer wie sich tonnenschwere Eisblöcke von der Abbruchkante lösen. Ein bisschen wehmütig nehmen wir von diesem schönen Fleckchen Erde Abschied. Es geht über mehrere Höhenrücken mit einer wunderschönen Aussicht auf die unendlichen Weiten Grönlands und mit einem tollen Blick zurück auf das Inlandeis, an kristallklaren Seen vorbei. Einige wagen sogar ein kurzes Bad in den eiskalten Seen. Auf den Höhenrücken weht uns ein eiskalter Wind entgegen, darum suchen wir für die Mittagspause ein windgeschütztes Plätzchen. Auf dem Kamm vor uns überraschen wir einen Moschusochsen. Diesmal ist er so nah, dass sich das Fotografieren lohnt. Der Moschusochse hat den gleichen Weg gewählt wie wir. Wir verlieren ihn immer wieder aus den Augen um ihn nach der nächsten Erhebung wieder vor uns zu haben. In der Ferne sehen wir weitere Moschusochsen.

An einem schönen See machen wir noch eine Rast um den letzten Anstieg in Angriff zu nehmen. Nach ca. 7 Std sind wir wieder in unserem Basislager in Kangerlussuaq und auch froh, dass die Schlepperei ein Ende hat. Für den Rest dieses Urlaubs brauchen wir nur noch unseren Tagesrucksack zu tragen. Jetzt haben wir erst mal einen riesen Hunger und verdrücken Unmengen von Spaghetti mit Birkenpilzen. Es schmeckt hervorragend. Nach dem Abendessen werden noch Heidelbeeren für das morgendliche Frühstück gesammelt. Es gibt Unmengen von Pilzen und Heidelbeeren, dass man sie praktisch mit der "Sense mähen" kann.

Montag, den 22.07.02 - Heute morgen scheint die Sonne und es ist schön warm, so dass wir draußen frühstücken können. Nach dem Frühstück bauen wir unsere Zelte ab und packen unser Gepäck zusammen. Um 9:30 Uhr soll unser Gepäck abgeholt werden, aber bis 10:00 Uhr hat sich noch niemand blicken lassen. Also machen wir uns schon einmal auf den Weg in der Hoffnung, dass irgend jemand unser Gepäck abholt und zum Flugplatz bringt.

Wir gehen querfeldein in Richtung eines Gletscherflusses. Auf dem anderen Ufer sehen wir eine ganze Herde von Moschusochsen. Sobald sie uns sehen oder riechen, machen sie sich im Galopp davon. Diese Geschwindigkeit würde man von diesen behäbig aussehenden Tieren gar nicht erwarten. Nach kurzer Zeit kommen wir an einen wunderschönen Wasserfall. Über mehrere Kaskaden stürzt das Wasser in die Tiefe. In der Luft ist die Gischt prickelnd auf dem Gesicht zu spüren. An diesem wunderschönen Platz machen wir unsere Mittagspause. Nachdem wir diesen schönen Ort ausgiebig genossen haben, geht es gestärkt weiter. Bald kommen wir wieder am Sugar Loaf, unserem Zuckerhut vorbei. Hier biegen wir auch wieder auf die Piste ein, die uns Richtung Kangerlussuaq führt. Der Weg kommt mir jetzt sehr lang vor, da wir diesen Weg schon am Freitag gegangen sind und die Piste alles andere als ein landschaftlich schöner Weg ist. Als Highlight sehen wir jedoch noch ein Rentier. Das einzige während meines ganzen Urlaubs.

Nachdem wir endlich den Flughafen erreicht haben, werden noch ein paar Ansichtskarten gekauft und nach Hause telefoniert. Es ist schließlich das erste Mal seit Reisebeginn, dass wir wieder in der Zivilisation sind. Das Gepäck ist zur Erleichterung aller auch inzwischen eingetroffen. - Um 18:00 Uhr treffen wir uns im Cafe Nordlys zum gemeinsamen Pizza-Essen. Zum Cafe Nordlys fahren wir mit einem kleinen Linienbus, der später zum Taxi umfunktioniert wird. Das Cafe Nordlys präsentiert sich von außen als ziemlich schmuckloser Containerbau. Innen ist es jedoch sehr gemütlich und auch ein bisschen amerikanisch angehaucht. Die Pizza schmeckt auch hervorragend. Vor allem aber freuen wir uns aber auf ein kühles Bier. Auch wenn der Preis von ca. 5 Euro pro Glas und dann auch noch ein Tuborg die Freude ein wenig vermiest. Ich bestelle eine große Pizza und verspeise sie mit Heißhunger. Nach dem Pizza-Essen machen wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen, wo uns ein Bus zum Hafen bringen soll.

Mittlerweile ist das Wetter umgeschlagen und es regnet in Strömen. Am Hafen angekommen hat sich der Regen zu einem regelrechten Sturm gesteigert. Dank der Pfiffigkeit unseres Reiseleiters erreichen wir zum Glück als erste das Beiboot, dass uns zum vor dem Hafen liegenden Fährschiff bringt. Andere müssen stundenlang mit ihrem Gepäck ungeschützt im Hafen auf ihren Transport zum Fährschiff warten. Die Fahrt mit unserem Kahn zur Fähre wird recht abenteuerlich. Das kleine Beiboot wird von den Wellen von links nach rechts geschleudert. Plötzlich gibt es einen lauten Knall als wir gegen den Bug der Fähre geschleudert werden. Es gibt riesen Probleme beim Festmachen an die Fähre. Von draußen sind laute Rufe der Bootsleute zu hören, die vollkommen durchnässt sind. Ich bin froh, als nach mehren Versuchen das Beiboot an der Fähre festmacht und wir an Bord gehen können. Sofort gehen wir auf Kabinensuche. Nachdem wir dies erfolgreich erledigt haben, heißt es Körperpflege. Nach den vergangenen Tagen freut sich jeder auf eine Dusche. Folglich sind die wenigen Duschen die nächsten Stunden von unserer Gruppe belegt. Nach dem Duschen wird sich noch in der Cafeteria der Fähre gestärkt. Die Abfahrt der MS Sarpik Ittuk war für 23:00 Uhr vorgesehen. Durch den Sturm verzögert sich die Abfahrt jedoch bis ca. 1:00 Uhr morgens. Solange dauert es bis alle Passagiere von dem Fährhafen bis auf die Fähre gebracht worden sind. Ich schlafe in einer Acht-Mann Kabine nach den vergangenen Zeltnächten hervorragend.

Dienstag, den 23.07.02 - Als ich am Morgen aufwache ist der Sturm der Nacht vorüber. Es ist zwar nebelig aber trocken. Mit Heißhunger begebe ich mich erst einmal in die Cafeteria zum Frühstück. Nach dem vielen Müsli bei unseren Zeltübernachtungen genieße ich besonders die frischen Brötchen und lade meinen Teller richtig voll. Hoffentlich hält mein Magen das auf hoher See aus. Um ca. 8:30 Uhr fährt die Fähre aus dem Fjord in die offene See. Jetzt wird es noch einmal unruhig an Bord. Die Tassen und Teller verrutschen bedenklich auf den Tischen in der Cafeteria. Nach dem Frühstück lasse ich mir erst einmal an Deck den Wind um die Nase wehen. Einige meiner Mitreisenden haben schon Wale gesehen. Mir bleibt dies leider versagt.

UUm 12:30 Uhr erreichen wir schließlich mit 1 ½ h Verspätung Sisimiut. Das Wetter hat sich stetig verbessert und wir sehen schon von der Hafeneinfahrt die bunten Häuschen von Sisimiut. Es sieht ein wenig wie Legoland aus. Nach dem Auschecken wird unser Gepäck zum Zeltplatz gebracht. Wir gehen zu Fuß zu unserem Camp. Auf dem Weg dorthin gehen wir noch zur Post, zum Supermarkt und zum Fischmarkt. Peter, unser Hobbyangler, lässt sich auch eine Angellizenz ausstellen. Danach geht es aber erst einmal in die beste Bäckerei Grönlands. In der Tat schmecken die Törtchen so köstlich, dass ich sogar noch eine zweite Bestellung aufgebe. Frisch gestärkt geht es zum Fischmarkt. Hier denken wir schon wieder ans Essen. Unser Reiseleiter Guido kauft Steinbeißerfilet für das Abendessen. In dem ganzen Ort begleitet uns das Geheul der Schlittenhunde. Besonders in der Nähe unseres Camps befinden sich viele Schlittenhunde. Während die Muttertiere und älteren Rüden angekettet sind, laufen die Jungtiere frei herum und lassen sich von uns bereitwillig knuddeln. Sie sind ja auch wirklich zu süß.

Nach Zeltaufbau und Abendessen kommt Guido auf die Idee den Nasaasaaq zu besteigen. Um 22:15 Uhr gehen wir schließlich bei wunderbarem Wetter los. Schnell geht es steil bergan. Sogar einige ausgesetzte Stellen müssen passiert werden. Auf der Scharte kurz vor dem Gipfelanstieg schlägt das Wetter um und es beginnt zu nieseln. Vorher haben wir aber noch einen wunderbaren Blick in den benachbarten Fjord. - Da jetzt auf dem letzten Stück Kletterkünste gefragt sind und der Fels rutschig wird, breche ich den Aufstieg ab. Ulla, Waltraud, Sieglinde und Waltraud warten ebenfalls vor dem Gipfelaufbau. Gaby und Hans-Peter (geht fischen) waren nicht mitgegangen. Ingrid, Eva und Ralf waren schon vorher umgekehrt. Siggi, Guido, Steffen, Ludwig und Ulrich steigen weiter auf und erreichen den Gipfel des Nasaasaaq (784m). Um ca. 1:15 Uhr kehren die erfolgreichen Gipfelstürmer zurück und wir gehen gemeinsam an den Abstieg. Mittlerweile hat sich der Nieselregen in einen Regenguss verwandelt und der Abstieg wird eine rutschige Sache. Nach kurzer Zeit bin ich komplett durchnässt. Selber Schuld, ich habe mich durch das gute Wetter beim Abmarsch täuschen lassen und die Regenhose nicht eingepackt. Jetzt habe ich es einmal am eigenen Leib erlebt wie schnell das Wetter hier in Grönland umschlagen kann. Der Abstieg wird zu einer heikligen Sache. Es ist nicht nur rutschig, sondern durch den zugezogenen Himmel ist es auch ziemlich dunkel. In diesem diffusen Licht ist höchste Vorsicht geboten.Vollkommen durchnässt kommen wir schließlich um 3:15 Uhr in unserem Camp an. Ich entledige mich sofort meiner nassen Sachen und falle sofort in einen tiefen Schlaf.

Mittwoch, der 24.07.02 - Nach dem nächtlichen Ausflug schlafen wir heute länger. Als ich am Morgen aufwache ist es zwar noch neblig und feucht aber der Regen hat aufgehört. Die von der Nacht durchgeweichten Klamotten sind noch nicht getrocknet und werden daher erst einmal nach draußen vor das Zelt gehangen. Nach einem guten Frühstück machen wir uns auf in die Stadt. Hier steht der erste Teil des Stadtrundganges an. Zuerst wird ein Torfhaus, eine alte Wohnstätte der Grönländer besichtigt. Auch die wenigen Problemzonen von Grönland lernen wir kennen. Am Stadtrand von Sisimiut stehen einige unansehnliche Wohnsilos. Dies sind Relikte aus der dänischen G60-Politik. In den 60er Jahren wurden die Grönländer von dem Land in die Städte umgesiedelt, weil man dort eine bessere Grundversorgung gewährleisten konnte. Auf dem Fischmarkt erwerben wir Rentierfleisch. Es kommt zu längeren Diskussionen, weil der Preis ein wenig hoch erscheint. Ein herbeigerufener Grönländer, ein Freund von Guido, führt die Verhandlungen weiter und erzielt einen akzeptablen Preis.

Am Nachmittag sind wir bei Anna und Jakob eingeladen, einer grönländischen Familie, die Freunde von Guido sind. Es gibt leckeren Kuchen sowie Kaffee und Tee. Sie sind sehr freundlich und nett und geben bereitwillig Auskunft über ihr tägliches Leben in Sisimiut. Es ist heute besonders kalt draußen, das Thermometer zeigt 3,8°C, sodass Kaffee und Kuchen auf der Couch im warmen besonders gut munden. Als die Mutter von Jakob auftaucht, ist richtig was los. Sie ist super gut "drauf" und hat viel Spaß mit uns. Ulla nimmt auch das Angebot an, in eine grönländische Tracht zu schlüpfen. Am späten Nachmittag gibt es noch eine besondere Spezialität - Wal. Er kommt gefroren auf den Tisch. Scheibchenweise wird er roh mit etwas Salz gegessen. Dann heißt es Abschied nehmen von Anna, Jakob und der skurrilen Oma, die uns noch lange mit einem Kopfkissen hinterher winkt. - Auf dem Rückweg besuchen einige noch das Freibad, das einzigste in ganz Grönland. Zum Abendessen gibt es dann Rentiersteak. Eine ganz große Köstlichkeit.

Donnerstag, der 25.07.02 - Nach dem Frühstück, geht es zum zweiten Teil der Stadtbesichtigung. Zuerst geht es zu einer Kajak-Werkstatt. Ich bin verwundert, in dieses kleine Boot soll jemand hineinpassen. Wir wandern weiter zur Tele-Insel und sehen alte Behausungen der Urbevölkerung. Wenn wir nicht darauf hingewiesen würden, hätten wir sie als solche nicht erkannt. Von der Tele-Insel hat man auch einen wunderbaren Blick auf Sisimiut mit seinen bunten Häuschen. Dann geht´s noch in eine Kunsthandwerkstatt. Hier werden u. a. aus Walbart schöne Ketten hergestellt. Am Nachmittag geht es noch ins Heimatmuseum. Dieses steht wie die blaue Kirche im ältesten Teil der Stadt. Die Berthel-Kirche mit einem Bogen aus Walkiefern davor ist die älteste Holzkirche Grönlands (1775 eingeweiht). Ich mache auf den Weg ins Camp zum letzten Mal noch Zwischenstation in der Bäckerei, zu gut hat es dort geschmeckt. Meine Reiseteilnehmer sind anscheinend der gleichen Meinung, denn eine Vielzahl treffe ich dort wieder.

Am Zeltplatz angekommen, werden erst einmal die Zelte und das Gepäck zusammengepackt, denn um 21:00 Uhr geht schon wieder unsere Fähre zur Disko-Insel. Am Abend gibt es das restliche Rentierfleisch von gestern als Gulasch sowie Robbengulasch. Das Robbenfleisch hat Guido wieder auf dem Fischmarkt erstanden. Roh ist es nicht gerade eine Augenweide, da es sehr stark durchblutet ist. Gebraten schmeckt es aber recht gut, aber nicht so gut wie Rentierfleisch. Nach dem Abendessen geht es dann zum Hafen, den wir um 20:00 Uhr erreichen. Jetzt wird es wieder mal hektisch. Schnellstens müssen die Kabinen belegt werden, denn deren Anzahl ist begrenzt. Wie schon auf der letzten Fährpassage, ist auch jetzt wieder Körperpflege angesagt. Nach dem Duschen trinken wir noch etwas in der Cafeteria und dann geht es auch schon zu Bett. Leider wird die Nachtruhe durch einige Jugendliche gestört, die die ganze Nacht Rabatz machen.

Freitag, der 26.07.02 - Um 7:00 Uhr geht es schon zum Frühstück. Wieder ist es eine Wonne im aufrechten Zustand am Tisch zu sitzen und frische Brötchen mit allem drum und dran zu essen. Bald nach dem Frühstück legen wir auch schon in Aasiaat an. Hier steigen wir auf ein kleineres Boot um, dass uns zur Disko-Insel bringt. Die Fahrt dauert ca. 3h und die ersten Eisberge ziehen an uns oder wir an ihnen vorbei. Um ca. 12:30 Uhr erreichen wir den Hafen von Qegertarsuaq. Auf dem Weg zum Camp geht's noch schnell in den Supermarkt, Bäckerei und Touristenbüro. Dann kehren wir noch in einem Haus ein, wo die Grönländischen Frauen allerhand Selbstproduziertes verkaufen.

Nach dem Zeltaufbau ist es auch fast wieder so weit für das Abendessen. Es gibt noch einmal Spaghetti mit den tollen Birkenpilzen. Nach dem Abendessen machen wir noch einen größeren Spaziergang bei schönem Wetter oberhalb der Küste entlang zu einigen wunderschönen Basaltformationen und einer Elfenkirche. Der Blick fällt auch immer auf das Meer mit den wunderschönen Eisbergen. Es ist wirklich eine herbe Schönheit die verschiedenartigen Moose, Gesteinsformationen und der Kontrast zum Meer mit den Eisbergen und über allem eine friedfertige Stille. Auf dem Rückweg wird noch etwas Engelwurz (ich kannte es bis jetzt nicht) gesammelt.

DDa heute Freitag und obendrein Zahltag ist, gehen wir noch in die Dorfdisco "Nikkifikk". Hier geht es hoch her und einige Einheimische haben trotz der astronomischen Alkoholpreise doch etwas zu tief ins Glas geschaut. Da ist es natürlich eine große Überraschung, dass Ralf beim Bingo-Spiel das große Los zieht und 10 Flaschen Bier gewinnt. Bereitwillig teilt er seinen Gewinn mit uns. Es wird auch heftig getanzt. Auch ich muss ran, obwohl ich nicht gerne tanze, habe auch ich viel Spaß. Ich werde sogar von einer Grönländerin zum Tanz aufgefordert. Um 2:30 Uhr treibt es Ralf, Eva und mich nach Hause. Der Rest bleibt noch bis ca. 4:00 Uhr. Es war ein wirklich gelungener Abend mit sehr viel Spaß.

Samstag, der 27.07.02 - Als ich aufwache, ist von dem schönen Wetter in der Nacht nicht mehr viel übrig geblieben. Es ist am regnen und ziemlich nebelig. Nach dem Frühstück hört es jedoch auf und Guido, Siggi, Steffen, Ulrich, Ulla und ich machen uns auf den Weg zum Skarvefjeld, auch Kormoran-Felsen genannt. Der Rest legt einen Ruhetag ein bzw. geht in die Stadt. Es geht über einen Grat auf eine Art Plateau. Im Gipfelbereich ist die Wanderung ziemlich mühselig, da überall loser Basalt das Leben schwer macht. Nach der Mittagsrast im Gipfelbereich geht es noch über ein Schneefeld zu einem höhergelegenen namenlosen Gipfel (941m). Mittlerweile hat es sogar angefangen zu schneien. Durch den Nebel kann man den Eisfjord von Ilulisaat erahnen. Es kommt durch das Wetter richtige arktische Stimmung auf.

Der Rückweg über Schnee und Geröll zehrt an den Kräften und so sind wir froh als wir nach ca. 7 Std Marsch wieder in unserem Camp ankommen. Hier erwartet uns ein tolles Abendessen. Die Daheimgebliebenen haben unter der Federführung von Hans-Peter Käsespätzle gemacht. Nach der langen Wanderung schmeckt es doppelt so gut. Käsespätzle auf Grönland, nichts ist unmöglich. Zum Abendessen lädt Guido noch Inga und Susanne ein, die einen individuellen Urlaub hier verbringen und froh sind, so toll bekocht zu werden.Mittlerweile hat es wieder angefangen zu regnen und wir merken erst jetzt, welch ein Glück wir bei unserer Wanderung hatten.

Sonntag, der 28.07.02 - Es hat wieder die ganze Nacht geregnet, so dass es am Morgen noch nebelig und feucht ist. Wir überlegen noch, ob wir heute auf den Gletscher Lyngmarksbraen gehen um dort an einer Hundeschlittenfahrt teilzunehmen. Bis auf Siggi gehen wir schließlich doch los, immer mit der Option umzukehren, falsch das Wetter zu schlecht und damit der Weg zu rutschig und gefährlich wird. Beim Aufstieg auf den Lyngmarksbraen gehen Inga, die sich heute uns wieder angeschlossen hat, und ich voran. Wir wollen es mal richtig "knacken lassen". Der Weg wird immer steiler und ist sehr rutschig. Kurz vor dem Gletscher reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Um 12:15 Uhr kommen wir an der Hütte am Gletscher an. Ich bin total fertig, 840 Höhenmeter in 2 Stunden. Inga hat mich wirklich in Grund und Boden gelaufen, dabei bin ich bestimmt nicht der schlechteste Bergwanderer. Die total durchgeschwitzten Klamotten trockne ich erst einmal über dem Ofen. Eine halbe Stunde später kommt auch der Rest der Reisegruppe auf der Hütte an. Die Hüttenwirtin kocht Kaffee und Tee, außerdem gibt es Fruchtsäfte. Hier ist es richtig schnuckelig warm und wir wärmen uns mal richtig auf. Ich bin froh, dass ich keine Hundeschlittenfahrt gebucht habe, so kann ich noch etwas länger am warmen Ofen sitzen.

Um ca. 14:00 Uhr brechen meine Reisegefährten zur Hundeschlittenfahrt auf. Sie bekommen einen Robbenpelz verpasst, der unwahrscheinlich warm ist. Darin sehen sie wie echte Eskimos aus. Auf dem Gletscher kommt langsam die Sonne durch die Nebelschwaden. Es ist ein faszinierender Anblick, die heulende Schlittenhunde-Meute in diesem mystischem Licht zu sehen. Erst einmal müssen die Geschirrleinen entwirrt werden. Es sind bestimmt 10 Hunde pro Gespann. Die Meute kann kaum erwarten bis es losgeht. Unter großem Geheul geht es endlich los. Mit einem Affenzahn rasen die Gespanne über den sulzigen Schnee. Dieser hat meinen Schuhen den letzten Rest gegeben. Jetzt sind sie vollkommen durchnässt. Zum Glück kann ich noch in die Hütte zu einem weiteren Trocknungsvorgang zurückgehen.

Um ca. 16:00 Uhr machen Inga, Ingrid, Ludwig, Eva, Ralf, Ulrich und ich uns gut aufgewärmt auf den Rückweg. Wir haben zuerst Probleme den Abstiegsweg in den dichten Nebelschwaden zu finden. Inga wird es zu gefährlich und sie entscheidet sich dafür, zur Hütte zurückzugehen, um den Abstieg später mit unserem Guide zu bewältigen. Als es kurz aufreißt finden wir den Weg. Bald reißt es komplett auf und wir haben einen faszinierenden Blick auf Qeqertarsuaq unten am Meer. Jetzt ist wunderbares Wetter und wir gehen ganz gemütlich an den Abstieg. Nach ca. 3 Stunden haben wir wieder unser Camp erreicht. Zum Abendessen gibt es getrockneten Fisch und eine Art Sprotten (Almacetten oder so). Gut gebraten schmecken sie ja. Aber der Rest Käsespätzle von gestern schmeckt besser.

Montag, der 29.07.02 - Heute stehen wir schon um 6:15 Uhr auf, da der Heli uns schon um 9:30 Uhr nach Ilulissat bringen soll. Nach dem Frühstück bauen wir unsere Zelte ab und marschieren mit Gepäck um 8:00 Uhr zum Heliport. Wir müssen schon eine Stunde vorher dort sein, sonst wird unser Platz im Heli weiter vergeben. Im Heliport werden neben dem Gepäck auch wir gewogen, damit eine gleichmäßige Gewichtsverteilung erfolgen kann. Sehr beruhigend. Der Heli kommt überpünktlich. Ulla, Siggi, Steffen, Ulrich, Waltraud, Hans-Peter, Sieglinde und ich fliegen um 09:30 Uhr, der Rest der Truppe erst am Nachmittag. Der Flug nach Ilulissat dauert ca. ½ Std. Er ist ruhig und man hat erst eine wunderbare Aussicht auf die Disko-Insel, später auf den Eisfjord von Ilulissat. Am Flughafen werden wir auch direkt vom Tourist Office abgeholt und zum Camp gebracht. Unser Camp liegt traumhaft mit Blick auf den Kangia-Eisfjord. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut haben, steht mal wieder Körperpflege an. Der Zeltplatz hat nämlich zwei Duschen, für 10 DKr kommt sogar warmes Wasser. Da ich jedoch mein letztes 10 Kronenstück vertelefoniert habe, muss ich kalt duschen. Frisch gereinigt und nach der kalten Dusche endlich wach, wandern wir erst einmal zu einem Aussichtspunkt, wo wir einen wundervollen Blick auf den Eisfjord haben.

Im Gegensatz zur Disko-Insel sind die Eisberge hier riesig. Das Meer ist mit ungeheueren Eismengen verrammelt! Überall knackt und kracht es als sich tonnenschwere Eisblöcke von den Eisbergen lösen. Der Kangia-Eisfjord ist 40 km lang und 7 km breit. Die auf ihm treibenden Eismassen stammen vom produktivsten Gletscher der Nordhalbkugel. Er produziert täglich 20 Mio. Tonnen Eis. Das ist soviel wie der gesamte Süßwasserverbrauch der EU in einem Jahr. Etwa 600 km von der Abbruchkante setzt sich das Eis in Bewegung. Dort hat das Inlandeis eine Stärke von 3 km und wird zu den Eisfjorden an den Küsten gepresst. Der Gletscherstrom bewegt sich dabei mit einer Geschwindigkeit von 22 m pro Tag. Das schaffen nur wenige Alpengletscher - im Jahr! Alle zwei bis vier Wochen kalbt der Gletscher. Die riesigen Abbruchstücke von rund 1000 m Dicke können zunächst frei treiben, denn hier hat der Fjord eine Tiefe von 1200 m. An der Mündung zur Diskobucht hat der Fjord nur noch eine Tiefe von 200 m, weshalb ein Rückstau der Eisberge in den Fjord entsteht.

Dann geht´s noch ins Städtchen in den Supermarkt, Tourist-Office sowie ins Cafe. Mit knapp 3,5 Euro für einen Cappuccino ziemlich stramme Preise. Als wir wieder im Camp ankommen, sind auch die anderen Mitreisenden mittlerweile eingetroffen. Zum Abendessen gibt es Heilbutt. Nach dem Abendessen werden wir um 22:00 Uhr abgeholt und zum Hafen gebracht. Um 22:30 Uhr geht es mit einem Fischkutter auf eine Bootsfahrt durch die Mitternachtssonne. Wir haben wirklich traumhaftes Wetter und strahlendblauen Himmel. Schöner könnte es gar nicht sein. Nachdem wir uns langsam durch die treibenden Eisschollen aus dem Hafen manövriert haben, sind wir auch bald von Eisbergen umgeben. Diese Schönheit kann man in Worten nicht beschreiben. Durch die sich verändernden Lichtverhältnisse erscheinen die gleichen Eisberge immer wieder in anderen faszinierenden Farben. Überall knackt und kracht es. Wenn man einen Fixpunkt gefunden hat, kann man auch beobachten wie sich die Eisberge bewegen. Einer hebt und senkt sich immer um mehrere Meter. Ein Zehntel des Eisberges ragt aus dem Wasser, der mächtige Rest schwimmt unter dem Meeresspiegel. Große Eisberge wiegen über 1 Mio. Tonnen. Man sieht nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges.

Dann bekommt jeder ein Schlückchen Baileys mit Gletschereis serviert. Hält man das Ohr an den Becher, hört man es leise knacken. Hier entweicht die Luft, die schon mehrere 1000 Jahre im Gletschereis eingeschlossen ist. Als wir eine Pause machen und die Motoren verstummen, ist dies ein ganz erhabener Augenblick. Man hört bis auf das Knacken der Eisberge nichts. Langsam wird es auch wirklich kalt. Die Füße kann man auch bald nicht mehr spüren. Um 0:30 Uhr sind wir wieder im Hafen wo uns der Bus wieder zum Camp bringt.

Dienstag, der 30.07.02 - Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf in Richtung Sermermiut. Über mehrere Erhebungen geht es auf ein Felsplateau, wo wir einen besonders guten Blick auf die Mündung des Eisfjordes und der Eisberge haben. Einige glänzen im strahlenden Sonnenlicht wie glatt poliert andere sind zackig und sehen dreckig aus. Die verschiedenen Formen ergeben sich daher, dass einige sich schon im Wasser gedreht haben, andere nicht. In Sermermiut sind auch alte Grabstätten der Grönländer zu bewundern. Sogar gut erhaltene Schädelknochen u. ä. kann man in den Steingräbern finden.

Am Nachmittag bringt uns der Bus zum Flughafen, wo unser Heli-Rundflug über den Eisfjord zur Abbruchkante des Inlandeises startet. Mit 25 Personen geht es um 14:30 Uhr los. Wir fliegen zwischen den Eisbergen durch zu einer Felserhebung kurz vor der Abbruchkante. Der Heli landet punktgenau. Hier haben wir 40 Minuten Zeit um uns an der unendliche Weite des Inlandeises satt zusehen. Am Horizont sieht man soweit das Auge reicht nur Eis. Vom festen Land erblickt man eine riesige zerklüftete Eiswand, die in den betörendsten Blautönen glänzt. Leider sind auch Unmengen von Moskitos an diesem schönen Platz und ärgern uns. Um 15:30 Uhr geht es dann zurück. Wir fliegen noch über die Abbruchkante des Inlandeises und dann den Fjord zurück. Über besonders schöne Eisberge macht unser Pilot noch eine Extrarunde. Auf manchen Eisflächen haben sich türkisblaue Seen gebildet. Das Eis im Fjord ist viel kompakter. Es sieht aus als sei es eine geschlossene Eisfläche. Über der Stadt meint der Pilot noch einige Kunststücke vorführen zu müssen. Mir hängt der Magen im Hals. Der Hubschrauberflug war absolut lohnenswert. Nur aus der Luft sind die gigantischen Ausmaße des Inlandeises und der Eisberge zu erfassen.

Nach der Landung müssen wir erst einmal unsere Sonderausflüge bezahlen. Dann machen wir eine kurze Besichtigung des Hafens und der Stadt. Zum Abendessen gibt es den restlichen Heilbutt und frische Shrimps als Fischsuppe. Danach genieße ich die Stille auf unserem Aussichtsberg und den tollen Blick auf die Eisberge an denen ich mich nicht satt sehen kann. Hier könnte ich stundenlang sitzen und auf die Eisberge schauen. So lange wird es leider nicht, da die Kälte in unsere Klamotten kriecht und ich mich in meinen warmen Schlafsack einmummel'.

Mittwoch, der 31.07.02 - Die Nacht war wieder sehr kurz. Um 6:00 Uhr stehen wir auf, da es heute zum kalbenden Gletscher Eqip Sermia geht. Frühstücken wollen wir gemeinsam auf dem Boot. Um 7:00 Uhr sollen wir am Camp abgeholt werden und zum Hafen gebracht werden. Als um 7:15 Uhr immer noch niemand erschienen ist, klingelt Guido Peter vom ITS (Iluissat Tourist Service) aus dem Bett. Die neueste Info lautet: Wegen des Nebels können die Fischkutter nicht auslaufen, da sie keinen Radar haben. Da die Passage durch die Eisberge geht, wäre es zu gefährlich. Um 9:00 Uhr sollen wir mit 2 Schnellbooten, die über Radar verfügen zum Eqip Sermia gebracht werden. Mit dem gemeinsamen Frühstück ist es nun vorbei. Ich unke, dass wir jetzt aber ins Hotel eingeladen werden müssten. Und tatsächlich, als Entschädigung werden wir gefragt, ob wir im Hotel Hvide Falk auf Kosten von ITS frühstücken wollen. Welche Frage! Alle stimmen begeistert zu. Das Buffet im Hotel wird geplündert. Es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es ist wirklich ein Genuss, mal wieder zivilisiert zu frühstücken. Bis auf das Müsli, probiere ich alle Sachen aus.

Um 9:00 Uhr geht es dann zum Hafen. Das Boot mit Guido, Ingrid, Ludwig, Waltraud, Hans-Peter und Waltraud sticht schon bald in See. Ulla, Ulrich, Steffen, Siggi und ich fahren zusammen auf einem Boot. Bei uns verzögert sich die Abfahrt leider noch. Unser Bootsführer Apollo hat die Ruhe weg. Erst wird einmal in Ruhe getankt. Mehrmals müssen Geldscheine nachgeschoben werden. Endlich, um 10:15 Uhr geht es los. An der Hafeneinfahrt geht es nur mühsam voran, da Apollo sich erst einen Weg durch die Eisschollen bahnen muss. Auf offener See geht es dann jedoch recht schnell voran. Die richtige Bucht, Port Victor, mit dem Icecamp Eqi findet unser Bootsführer jedoch erst beim zweiten Anlauf. Um 13:15 Uhr sind wir endlich in Port Victor am Ziel. Die Hütten werden bezogen. Sie befinden sich in phantastischer Lage mit direktem Blick auf den kalbenden Gletscher Eqip Sermia und sind sehr gemütlich und sauber. Ich schlafe mit Guido, Siggi, Steffen und Ulrich in einer Hütte. Da wir noch eine anstrengende Wanderung zum Inlandeis vor uns haben gibt es als Stärkung Spaghetti Bolognese.

Um ca. 17:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Es geht auf den Pfaden der französischen Grönlandexpedition von 1948-56 aufwärts durch die Tundra zum Inlandeis. Diese Expedition unter Leitung von Paul Emile Victor durchquerte Grönland von West nach Ost. Zwei Mitglieder sind dabei ums Leben gekommen. An Hand deren Karte finden wir auch den Weg. - Um 21:00 Uhr sind wir auf dem Inlandeis angekommen. Obwohl der Weg sehr steil bergan ging, ist dies wirklich sehr flott. Wir stehen vor der endlosen Eiskappe und blicken auf eine Herausforderung, die nur wenige Skialpinisten bewältigt haben. 800 km sind es zur Ostküste - über einen Ozean aus Eis. Vorher sind wir an Camp 3 der französischen Expedition vorbeigekommen. Außer einem Haufen Schrott ist nichts mehr übrig geblieben. Wir gehen auch eine kurze Wegstrecke auf dem Eis. Bald zeigen sich auch die ersten Spalten. Am Horizont sieht man nichts als Eis, soweit das Auge reicht. 800 km bis zur Ostküste reicht die Eisfläche. Hier packen wir unser mitgebrachtes Lunchpaket aus und essen zu Abend. Um ca. 22:00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Auf dem Rückweg scheuchen wir noch einige Schneehühner auf. Um ca. 0:30 Uhr erreichen wir wieder die Hütten. Hier trinken wir zur Belohnung noch ein Bier. Ulla und Guido kochen sich sogar noch einen Pudding. In der Nacht schlafe ich unter einem festem Dach und auf einer weichen Matratze sehr gut.

Donnerstag, der 01.08.02 - Bis ca. 9:00 Uhr habe ich geschlafen. Anschließend treffen wir uns in der benachbarten Hütte, dem Quartier von Hans-Peter, Waltraud, Sieglinde, Ingrid, Ludwig und Ulla zum Frühstück. Es ist ein wunderschöner Tag, strahlendblauer Himmel und in der Sonne richtig warm. Die großartige Front des Eqi-Gletschers glitzert im strahlenden Licht. Und heute ist der Gletscher sehr aktiv, in kurzen Abständen kalbt der Gletscher und Eisblöcke fallen donnernd ins Meer. Ein Schauspiel der Extraklasse! Da wir bis zur Abfahrt noch genug Zeit haben, suche ich mir nach dem Frühstück ein schönes Plätzchen und lege mich in die Sonne immer mit Blick auf den Eqip Sermia. Nach dem ich stundenlang den Blick auf den kalbenden Gletscher genossen habe, mache ich mich auf den Weg zurück zu den Hütten. Vorher besuche ich noch Camp 1 der französischen Grönlandexpedition. Aber die Hütte ist ziemlich verfallen und es gibt nicht mehr viel zusehen. Bei unseren Hütten angekommen, gibt´s erst einmal eine zünftige Brotzeit mit Kaffee und Kuchen u.s.w. Unsere restliche mitgenommene Verpflegung wird fast vollständig vertilgt.

Um 15:30 Uhr sollen die Boote uns abholen. Um 16:15 Uhr erscheint auch das erste Boot. Aber von unserem Boot ist weit und breit nichts zu sehen. Zum Glück ist strahlender Sonnenschein, sodass wir es uns auf der Hafenmole bequem machen können. Nur die Unmengen von Moskitos stören langsam. Ulla und Siggi vernichten den restlichen Whiskey, während ich und Ulrich schon langsam sauer werden ob der immensen Verspätung unseres Bootsführers Apollo. Der andere Teil der Reisegruppe "parkt" mittlerweile stundenlang vor der Abbruchkante des kalbenden Gletscher und wartet auf uns. Da es mittlerweile schon 18:30 Uhr ist, organisiert Guido ein Abendessen bei der Hüttenwirtin Mathilde für uns und fährt mit dem anderen Teil der Reisegruppe schon einmal vor. Wir treffen gerade in der Hütte zum Abendessen ein als unserer treuloser Bootsführer auftaucht. Gerade jetzt. Jetzt hätte er sich auch noch etwas Zeit lassen können. Das Abendessen duftet vorzüglich und es sieht alles köstlich aus. Mir tut es leid, dass wir gerade jetzt gehen müssen, wo Mathilde sich so viel Mühe gemacht hat.

Als Entschädigung fordern wir von unserem Bootsführer, dass er auch mit uns vor die Abbruchkante des Gletschers fährt. Er kann und will uns wohl nicht verstehen. So fahren wir auf direktem Wege zurück nach Ilulisaat. So lang es geht, werfen wir den Blick zurück auf den Eqip Sermia, der im strahlenden Sonnenlicht ein phantastisches Bild abgibt. Als wir im Camp eintreffen ist es auch bereits nach 21:00 Uhr. Wegen der fortgeschrittenen Zeit gibt es ein schnelles Abendessen- Brühwürstchen mit Semmelknödel und zum letzen Mal den geliebten Vanillepudding. Da es heute die letzte Zeltübernachtung ist, werde ich richtig wehmütig.

Freitag, der 02.08.02 - Nach unserem letzten Frühstück werden die Zelte abgebaut und das Gepäck zusammengepackt. Die erste Gruppe fliegt bereits heute mittag gegen 12:00 Uhr, während Ulrich, Ulla, Waltraud, Hans-Peter und ich noch bis 15:50 Uhr Schonzeit haben. Ich genieße ein letztes Mal den Blick auf diese genialen Eisberge, bevor um 14:30 Uhr der Bus uns am Camp abholt und zum Flugplatz bringt. Hier verabschieden wir uns von unserem Reiseleiter Guido. Der Flug mit Groenlandfly geht mit etwas Verspätung um 16:15 Uhr nach Kangerlussuaq. Noch einmal haben wir einen wundervollen Blick auf die Fjorde und das Inlandeis. Nachdem wir in Kangerlussuaq gelandet sind, geht es zum Abschlussessen noch einmal ins Cafe Nordlys. Um den Abschiedsschmerz noch ein bisschen zu lindern, gönne ich mir zwei Bier. Um 22:00 Uhr heißt es dann endgültig Abschied nehmen von Grönland. Mit der SAS geht es Richtung Kopenhagen. Noch einmal haben wir vom Flugzeug einen phantastischen Blick auf das Inlandeis. Nach 2 Wochen Entsagung gibt´s Wein, Bier und ein Likörchen. Jetzt habe ich die nötige Bettschwere und döse ein.

Samstag, der 03.08.02 - Um 6:00 Uhr landen wir in Kopenhagen im abscheulichsten Wetter. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee trennt sich hier unsere Reisegruppe. Ulla, Ulrich und ich fliegen um 08:50 Uhr nach Düsseldorf. In Düsseldorf bekommen wir recht schnell unser Gepäck. Ulrich und ich verabschieden uns von Ulla. Wir beide bekommen gerade noch den nächsten Zug nach Köln um 11:00 Uhr. Als wir um 11:45 Uhr im Kölner Hbf ankommen, gönnen wir uns erst einmal zwei kühle Kölsch. Die habe ich wirklich in Grönland vermisst. Das erste Kölsch verdampft in unsereren Kehlen. Obendrauf kommt noch eine leckere Portion Fritten mit Curryrahmsoße. Rechtzeitig sind wir fertig und erwischen den Zug nach Gummersbach um 12:24 Uhr. Ulrich steigt in Hoffnungsthal aus, ich fahre noch weiter bis Engelskirchen, wo mich meine Schwester vom Bahnhof abholt.
Das war´s!



Eine tolle Reise ist zu Ende gegangen, die alle meine Erwartungen übertroffen hat. Wir haben eine gigantische Natur kennen- und (ich zumindestens) lieben gelernt. Die Reise war sehr abwechslungsreich mit den 4/4 Kangerlussuaq, Sisimiut, Disko-Insel und Ilulisaat. Was dabei am schönsten war, ist schwer zu sagen. Am gigantischsten war auf jeden Fall für mich Illulisaat mit den unermesslich großen Eisbergen. Das schönste Erlebnis war für mich die Bootsfahrt in der Mitternachtssonne. Was aber alle Standorte gemeinsam hatten, war die unglaubliche Stille, die man in unserem stressgeplagten und lauten Deutschland gar nicht mehr gewohnt ist. Hier hat man die Möglichkeit endlich einmal zur Ruhe zu kommen. Die Bevölkerung ist sehr freundlich und hat - so ist mein Gefühl - noch Zeit füreinander. Der unglaubliche Termindruck, der bei uns herrscht, ist in Grönland ein Fremdwort. Dabei sind die Leute - den Eindruck habe ich - glücklicher als bei uns in Deutschland, wo größtenteils nur noch die materiellen Dinge zählen. Ich hoffe, dass ich einige Einstellungen für mich übernehmen und in meinen Alltag hinüberretten kann. Ein besonderes Lob zolle ich unserem Reiseleiter Guido. Er hat mit uns das Land nicht nur bereist, sondern auch erlebt. Viel von seinem Enthusiasmus und seiner Liebe für Grönland konnte er uns vermitteln. Besonders sein "Baby", die Pilotreise zum kalbenden Gletscher Eqip Sermia ist durch seine Beharrlichkeit zustandegekommen. Dies ist, so finde ich, nicht selbstverständlich. Die Reisegruppe war ebenfalls super. Hier freue ich mich schon auf das Nachtreffen bei Waltraud und Hans-Peter im Schwarzwald. Man muss natürlich auch sagen, dass bei dieser Reise alles gepasst hat. Es gab keinerlei organisatorische Mängel, (auch wieder der Verdienst von Guido) und das Wetter hat auch immer (zumindestens tagsüber) mitgespielt. Das es auch anders sein kann, haben wir bei der parallel mit uns reisenden Hauser-Gruppe erlebt.
Andreas Görlach



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